Emotionsregulation

Aus dem Buch: Emotionsbezogene Psychotherapie
Autor: Claas-Hinrich Lammers
ISBN: 978-3-7945-2499-0

Ich möchte gerne etwas aus diesem Buch zitieren, weil es - meiner Ansicht nach - das wiedergibt was auch Marshall B. Rosenberg, Jiddu Krishnamurti - mein Lieblingsphilosoph - mit ihren Worten ausdrücken. Doch manche Menschen benötigen eine wissenschaftliche *Untermauerung*. Zu diesen Menschen gehöre ich ab und an auch :).

[Zitatbeginn]

[...]
Kinder lernen auch mit negativen Emotionen alleine umzugehen, diese einfach auszuhalten und nicht darauf angewiesen zu sein, die belastenden Emotionen durch Interaktion mit Bezugspersonen zu reduzieren (Holodynski 2006). Dies heißt, dass Kinder im Laufe ihrer Entwicklung eine Emotionstoleranz lernen. Das Erlernen dieser Kompetenz kann natürlich durch überfürsorgliche Eltern behindert werden und eine spätere Hilflosigkeit des Kindes im Umgang mit nicht zu vermeidenden problematischen Emotionen bedingen. Diese Emotionstoleranz hilft auch beim Erlernen der Fähigkeit zum Belohnungsaufschub, das heißt der Koordination seiner Emotionen und Motive mit den Erfordernissen seiner Umwelt.
   Im Laufe der Entwicklung lernen Kinder zunehmend, ihre Emotionen durch einen sprachlich-symbolischen Ausdruck zu repräsentieren und damit zu regulieren.
Außerdem beginnen Kinder unter dem Einfluss von Bezugspersonen neue Motive hinsichtlich der Einhaltung kultureller Normen auszubilden, das heißt, sie internalisieren die Bewertungsnormen und -weisen ihrer Bezugspersonen. Diese neuen, normenorientierten Motive, die mit selbstbewertenden Prozessen einhergehen, führen auch zu den so genannten komplexen bzw. selbstbewertenden Emotionen wie Schuld, Scham, Minderwertigkeit oder Stolz. Die selbstbewertenden Emotionen von Kindern hängen also von der erlebten Fremdbewertung durch Bezugspersonen ab. Während Klein-und Vorschulkinder zum Beispiel Stolz und Scham zunächst nur in sozialen Interaktionen gegenüber einem Erwachsenen erleben, reagieren sie im Laufe des Grundschulalters im Anshluss an eine entsrechende Situation mit Stolz und Scham, auch wenn sie alleine sind.
    Es ist leicht nachvollziehbar, dass die Beziehungserfahrungen in der Kindheit einen großen Einfluss auf dei Emotionsregulation des späteren Erwachsenen haben. Hätte das Kind immer eine Bezugsperson, die verständnisvoll und bedürfnisbefriedigend auf seine Emotionen eingegangen ist, hat es eine größere Sicherheit und Akzeptanz in Bezug auf seine Emotionen. Hat die Bezugsperson dem Kind hilfreiche kognitive und behaviorale Strategien im Umgang mit Emotionen vermittelt, wird es diese wahrscheinlich später eigenständig und erfolgreich anwenden können. In dieser Hinsicht exemplarisch führt Marsha Linehan (1996a) in ihrer Theorie zur Entstehung der Borderline-Persönlichkeitsstörung die Affektinstabilität der Patientinen auf invalidierende, unempathische, missbräuchliche und emotional vernachlässigende Eltern zurück. Die Eltern haben den Kindern durch Abwertung und Vernachlässigung nie beigebracht, angemessen mit ihren eigenen Emotionen umzugehen. Auch haben sie durch ihren vernachlässigenden, invalidierenden und unempathischen Erziehungsstil selbstabewertende Emotionen wie Scham und Schuld gefördert bzw. die Entstehung von selbstbewussten Emotionen wie Stolz und Geborgenheit verhindert.
    In der emotionsbezogene Psychotherapie stehen nun auch die emotionsregulatorischen Kompetenzen des Patienten im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. [...]

Quellenhinweis: Lammers CH. Emotionsbezogene Psychotherapie. Stuttgart: Schattauer 2007.

[Zitatende]

Weshalb verlieren wir im Laufe unseres Lebens unsere naturgegebene Fähigkeit der Empathie. Und was hindert uns daran diese wieder zu erlangen. Und das unseren Kindern zu geben, zu vermitteln, zu lehren? Ihnen ihre natürlichen Emotionen zuzugestehen, sie austoben zu lassen, sie nicht regulieren und kontrollieren wollend? Ich befürchte, dass wir es sind die uns davon abhalten. Haben wir es doch auch nicht anders gelernt. Na gut, nicht alle. Doch die meisten auf diesem Planeten haben Dominanz erlebt und erleben sie immer wieder. Wenn wir jetzt als Erwachsene an diese Dominanz zurückdenken, wie geht es uns damit? Was für Gefühle gehen da in einem vor? Hat uns das gefallen? Also, mir nicht!

Doch was hindert uns daran JETZT damit zu beginnen?

Was ist eure Meinung dazu? Das würde mich sehr interessieren.

Herzlichst
Georg
-gm-

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